Slackline Projekte

Highline Rekorde

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Die Jagt der Rekorde – gerade im Highlinen hat sich diese inert kürzester Zeit extrem beschleunigt. Im Juli 2015 lag der Weltrekord noch bei 169m. Darauf hin viel bald die 500m Marke, dann 1km, 1 Mile (1.662km) – als nächstes ist die 2km Marke zu erwarten.

Weshalb sich die Weltrekordjagd dermassen beschleunigte hat unterschiedliche Gründe. Einerseits gibt es immer mehr Slackliner die das Highlinen auf einem sehr hohen Niveau ausüben und teilweise auch durch Sponsering-Einnahmen damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Anderseits hat sich das Slackline-Material weiterentwickelt (HangOver, HangOver-Pulley) und eine neue Technik kam dazu, wie man mehrere Slacklinebänder miteinander verbindet (->jeweilige Endschlaufe mit Quicklinks verbinden). Denn zuvor hat man versucht für die jeweilige Rekordlänge ein Band an einem Stück zu weben. Dies ist extrem schwierig und teuer in der Herstellung. Daher war zu beginn die Jagd nach den Rekorden davon Abhängig ob man so ein Band herstellen lassen konnte.

In diesem Beitrag wird die Geschichte nach der Weltrekordjagd im Highlinen erzählt.

Highline Weltrekord 477m August 2015

Es begann vor einem Jahr als Remy Boser und ich eine 100m-Higline aufbauten und nach zwei Tagen der Eingewöhnung soweit waren um es ernsthaft anzugehen. Anfangs eher als Spass dachten wir über einen Weltrekordversuch nach. Als ich wieder zu Hause war fragte ich einen Landwirt ob ich über seinem Feld eine Slackline permanent spannen darf. Es war ein 210m-Monster aus zwei aneinander getapten Lines (SLACKTIVITY Black/White), um es ein wenig schwieriger zu machen.

Am Anfang dachte ich es sei unmöglich, doch nach einigen Wochen stieg meine Präzision. Es began Spass zu machen und ich schloss Frieden mit der Line – dann wurde ich süchtig. Meine Rückenschmerzen, unter denen ich 10 Jahre lang wegen einer Skoliose zu leiden hatte, verschwanden durch dieses Training und seither bin ich meist schmerzfrei.

Als ich dieses Monster geschafft hatte, wollte ich sehen was auf noch längeren Lines passiert. Deshalb habe ich 2 Wochen vor dem Highline-Meeting auf dem Moléson eine 480m-Midline aufgebaut (irgendwas zwischen einer Longline und einer Highline). Das Gefühl auf dieser Line (SLACKTIVITY-Marathon) war einfach genial – die Line fühlte sich sanft an und ein angenehmer Flow stellte sich ein. Bei jeder der insgesamt vier Sessions noch mehr, so das ich anschliessend nicht mehr aufhören konnte zu grinsen.

Over the Rainbow – 477m Highline-Weltrekord

Dann begann das Highline-Extrem Meeting in Moléson. Als Organisator hatte ich den Kopf voll mit Planungsangelegenheiten um sicher zu stellen, dass alle Teilnehmer einen Schlafplatz, ausreichend zu Essen und ein Seilbahn-Ticket hatten. Darüber hinaus mussten alle Highlines aufgebaut werden. Das war eine grosse Herausforderung, doch es hat Spass gemacht.

Als alle Lines aufgebaut waren und mein Kopf wieder frei wurde wagte ich meinen ersten Versuch auf der 477m-Highline (Line+Backup SLACKTIVITY HalfMarathon (Seit Frühjahr 2016 bei SLACKTIVITY erhältlich). Der Beginn war einfach, doch nach ca. 100m fühlte es sich an als ob es nicht mehr weiter ginge, weil die Line eine starke Eigendynamik entwickelte.

Parallel zu dieser Line hing eine 300m-Highline (Elephant BlueWing mit Seil-Backup). Wer diese Line läuft, verbessert damit gleichzeitig den neuen Polyester-Weltrekord um 90 Meter. Nathan Paulin (F), Alex Schulz (D), Friedi Kühne (D), Oli Ross (D), Pablo Signoret (F)und einige Weitere schafften gute Versuche von über 100 Metern ohne Sturz.

Die Stimmung unter den Athleten war brilliant. Wir sind gute Kameraden und unterstützen uns gegenseitig. Die meisten der Teilnehmer hatten noch nie Highlines ähnlicher Dimension ausprobiert und waren erstaunt wie gut sich diese Lines anfühlten.

Der nächste Tag war sehr nebelig und ich machte einen Parallel-Lauf (auf zwei parallel gespannten Highlines) mit Jediah Doohan (GB) der endlich wach zu sein schien. Die Sicht war unter 30 Meter und nach einem Leash-fall verlor ich die Orientierung, so dass ich nicht mehr wusste in welche Richtung ich laufen sollte. Ich rief Jed, der ebenso im Nebel verschwunden war. Dank seiner Stimme wusste ich anschliessend wieder wo ich war. Es ist ein intensives und beängstigendes Gefühl in der Mitte einer so langen Line, mit praktisch null Sichtweite.

Der nächste Tag sollte einer der aussergewöhnlichsten Tage meines Lebens werden. Nach dem Frühstück nahmen wir die Seilbahn. Es war überall Nebel, doch kurz vor der Bergstation klärte die Sicht auf. Es erwarteten uns blauer Himmel und warme Sonne. Kurz danach kamen Nathan und ich bei den grossen Lines an und entschieden uns kurzfristig wer welche Line läuft. Ich nahm die längere. Wir starteten gleichzeitig. Die Line fühlte sich perfekt an. Nach 100m passte alles und ich sah auch Nathan auf der Line neben mir. Er hatte gerade die Mitte erreicht. 10 Minuten später passierte ich die 200 Meter. Es war ein perfekter Flow, die Line fühlte sich grossartig an, dann hörte ich Freudenrufe und Applaus. Nathan hatte gerade den Polyester-Highline-Weltrekord gebrochen. Ich rief ihm meine Gratulation zu, musste lächeln und ging weiter. Ich erreichte die 300m und plötzlich aus dem Nichts heraus begann die Line unruhig zu werden. Nach minutenlangem Kampf fiel ich und feierte. Die Leute klatschten, der Moment fühlte sich perfekt an. Ein neuer Weltrekord war gerade bei diesem Event aufgestellt worden, in den ich so viel Energie hinein gesteckt hatte und ich hatte den Lauf meines Lebens auf einer der längsten Highlines bisher. Ich hatte es bis weit über die Mitte eines 477-Meter-Monsters geschafft, was zeigt dass es möglich ist den absoluten Weltrekord auf einer Polyester-Line zu stellen! (Man muss hier noch anmerken, dass Weltrekorde normalerweise auf High-Tech-Materialien wie Kevlar oder Dyneema aufgestellt werden und das Begehen einer Polyester-Highline schwieriger ist)

Als ich entlang der Highline mit dem Hangover zurück gleitete sah ich Nathan wieder neben mir und die Beobachter wollten von uns eine Bounce-Session. Wir bouncten beide für eine gefühlte Ewigkeit, 4 Meter rauf und runter und haben es einfach nur genossen.

Ich legte mich dann kurz schlafen und als ich nach zwei Stunden zurück kam hörte ich weitere Freudenrufe. Friedi hatte ebenso das 300-Meter Monster geknackt.

Mit Alex ging ich zum Ankerpunkt der beiden Lines. Er wollte seine Ausrüstung zum Restaurant bringen und ich noch einen letzten Versuch auf der 477m-Line starten. Ich stand auf, ging los und fühlte mich alleine, niemand war da, doch eine Minute später hörte ich die typischen Geräusche von HighlineRingen hinter mir. Alex hat es sich anders überlegt und ist noch einmal auf der 300m-Line gestartet. Das hob meine Stimmung schlagartig und ich fand den Flow. 30 Minuten später wieder Gejubel. Alex war der dritte der die Rekord-Line geschafft hat!!

Es wurde Abend, der Himmel leuchtete rot vor mir, Nebelschwaden tauchten auf und verschwanden wieder. Ein Regenbogen wurde im Nebel für kurze Zeit sichtbar, was für ein friedvoller Moment der Meditation.

Ausser der Tatsache das niemand gesehen hat wie ich gerade 400m fehlerfrei gelaufen bin. Wie würde das klingen, wenn ich zurück ins Restaurant komme und den anderen erzähle, ich bin gerade die Line gelaufen? Lächerlich! Wie auch immer… ich lief ja nicht für die anderen, sondern für das grossartige Gefühl draussen in der Natur und die magischen Momente die man dabei erlebt.

Doch dann hörte ich das Geräusch einer Drohne, jemand war am filmen. 30m vor dem Ende verfing sich meine Ferse in der Hose. Weiter gehen mit dem Fuss auf den Zehenspitzen, oder mit der Hand die Hose befreien – so dass ich für einen Moment nur einen Arm zum Balancieren frei habe? Ich versuchte drei Schritte auf den Zehenspitzen und realisierte dass ich es so nicht schaffen würde. Deshalb griff ich die Hose und zog sie hoch. Für einen Moment war ich ausser Balance, doch ich schaffte es noch einmal und setzte mich 3 Minuten später völlig kontrolliert nahe dem Ankerpunkt hin 🙂 🙂 :-)!!!!

1350 Schritte habe ich mitgezählt. Ich jubelte, schaute mich um und sah einen der schönsten Sonnenuntergänge mit einem Wolkenmeer unter mir.

Als ich zum Restaurant zurück kam bemerkte ich wie alle von diesem Tag begeistert waren. Wir feierten 5 Weltrekorde – Sarah Rixham stellte den Frauen-Highline-Weltrekord auf einer 122m SLACKTIVITY-RedTube auf – und jede Menge persönlicher Bestleistungen. Als Gemeinschaft haben wir einen Schritt vorwärts gemacht ins Unbekannte und dieses Unbekannte fühlte sich grossartig an – so das es bald wiederholt werden muss!

Eckdaten der Rekord-Highline

  • Main-Slackline: HalbMarathon (Polyester, 48g/m, 29kN Bruchlast, 6% Dehnung@10kN, PROTOTYP)
  • Back-Up: HalbMarathon (Polyester, 48g/m, 29kN Bruchlast, 6% Dehnung@10kN, PROTOTYP)
  • Länge: 477m
  • Höhe: 120m
  • Standing Tension: 2kN
  • Walking Tension: 3kN

Highline Weltrekord 169m (auf Polyester-Band) Juli 2015

10 Tage nachdem unsere Monster-Highline in den Churfirsten (537m lang) von einem Blitz demontiert wurde hatten wir immer noch das offene Projekt, einen Pendelsprung in eine Highline zu machen. Marvin hat speziell für diesen Zweck ein langes Seil organisiert. Also entschlossen wir uns, eine weitere Highline zu spannen, welche zwischen Stromkabeln vor Blitzen aber auch vor Flugverkehr geschützt war.

Wir konnten bei weitem keine derart lange Line spannen, da unsere langen Bänder (speziell angefertigte Prototypen) zerstört waren. Also entschieden wir uns mit dem Marathon-Band und Halb-Marathon-Backup eine 169m lange Highline in 100m Höhe in der Nähe der Weltbekannten Teufelsbrücke bein Andermatt zu spannen. Bohren war nicht nötig, da die Armee diesen Spot als Trainings-Gelände braucht und bereits überall Bohrhaken gesetzt hat.

Weltweit erster Pendelsprung dieser Art

Nach 3 Stunden war die Line bereit für die ersten Versuche. Dank starkem Wind war es wirklich sehr „herausfordernd“ und intensiv auf der Line zu gehen. Aber es war unmöglich wirklich gute Versuche zu machen, da die Line jeweils plötzlich um ein paar Meter weggedrückt wurde. So entschieden wir uns, den Pendelsprung zu installieren. Mit 2 LineGrips wurde ein Leash-Ring unter Spannung gehalten, damit der Befestigungspunkt des Seils nicht seitlich wegrutschen konnte. Danach macht sich Marvin bereit, um einen 40m-Sprung zu wagen. 3, 2, 1 JUMP! Die Kraft in der Line (Kraft ohne jemanden auf der Line war bei 1.3kN) schnellte von 3.3kN (mit Marvin auf der Line) auf 6.0kN hoch. Alles funktioniert wie geplant und Marvin seilte sich ab, nur um den Pendelsprung eine Stunde später zu wiederholen.

Das Rennen gegen die Dämmerung

Beim einsetzen der Dämmerung verbesserten sich die Bedingungen für einen erfolgreichen Lauf. Ich entschied mich, für einen letzten Versuch des Tages. Ich versuchte möglichst schnell zu gehen, damit es nicht noch dunkler wurde. Die Line fühlte sich plötzlich ziemlich stabil an. Die Kraft im Band war noch bei 0.8kN. Mit mir auf der Line waren es 2.2kN. 10:40 Minuten später hatte ich das Ende erreicht. Kontrolliert setzte ich mich hin. Die längste Polyester-Highline, die je gelaufen wurde! Dies ohne wind. Yeeeeaaaaah 🙂 Ein geniales Feeling, eine solch schöne Line zu laufen. Und am nächsten Tag wiederholte ich meinen Lauf – dieses Mal unter sehr windigen Bedingungen.

Ich habe die Line dann „The devil strikes back“ getauft, weil Zeus dieses Mal keinen Weg gefunden hat, mir die Line zu zerstören. Ich habe sie wohl nahe genug bei der Teufelsbrücke diesem magischen Ort aufgespannt, dass sie vom Teufel gut geschützt war 😉 Anscheinend ein guter Ort um bald mal wieder eine Highline zu spannen!

Eckdaten der Rekord-Highline

  • Main-Slackline: Marathon (Polyester, 61g/m, 37kN breaking strength, 4% stretch@10kN)
  • Back-Up: 1/2-Marathon (Polyester, 48g/m, 29kN breaking strength, 6% stretch@10kN, PROTOTYPE)
  • Length: 169m
  • Height: 100m
  • Standing Tension: 0.8kN
  • Walking Tension: 2.2kN

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